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Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) als realistische Utopie zur Neudefinition von Arbeit

    Bettina Pirker und Martin Diendorfer stellen den aktuellen Arbeitsbegriff in Frage. Der Text wurde am Momentum Kongress 2021 in Hallstatt vorgetragen. Nachfolgend die Kurzfassung. Der vollständige Vortrag kann hier als PDF heruntergeladen werden.

    Was ist Arbeit?

    „Ist dein Mann* noch bei den Kindern
    oder arbeitet er* schon wieder?“

    Der aktuelle Arbeitsbegriff wird – zumindest in der öffentlichen Diskussion – ausschließlich mit Erwerbsarbeit assoziiert. Was nicht in der kapitalistischen Profitlogik verwertbar ist, ist demnach keine Arbeit. Dabei arbeiten wir mit dieser Einstellung gerade unseren Planeten kaputt. Während auf der einen Seite in Österreich pro Tag 13 Hektar Boden verbaut werden, fehlen auf der anderen Seite die Pflegekräfte. Ist die Arbeit des Investmentbankers wirklich einen sechsstelligen Jahresverdienst wert, während die Nebenerwerbsbäuerin am Jahresende mit Null oder sogar einem Verlust aussteigt?

    Was ist das bedingungslose Grundeinkommen?

    „Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit
     und Sicherheit der Person.“ Art. 3 der Menschenrechte

    Das bedingungslose Grundeinkommen ist ein Rechtsanspruch, der jedem Mitglied der Gesellschaft als Geldbetrag regelmäßig gezahlt wird und folgenden vier Kriterien entspricht:

    1. allgemein: alle Einwohner*innen des betreffenden Landes müssen es tatsächlich bekommen,
    2. existenz- und teilhabesichernd: der Betrag muss so hoch sein, dass damit die existenziellen Lebenshaltungskosten und die gesellschaftliche Teilhabe abgedeckt sind,
    3. individuell: jede Person erhält das BGE unabhängig von familiären Verhältnissen und der Zusammensetzung des Haushaltes,
    4. bedingungslos: die Auszahlung ist an keinerlei Gegenleistung und Lebensweise gebunden und unabhängig vom sonstigen Einkommen.

    Wie kann das BGE den Arbeitsbegriff neu definieren?

    „Arbeit als kostbares Gut bezeichnen kann nur jemand, der Arbeit
     mit der Chance auf Einkommen verwechselt.“ Paul Kellermann

    Durch die Entkoppelung von Erwerbsarbeit und Existenzsicherung bekommen Reproduktionsarbeit, Kunst, Kultur, Umwelt- und zivilgesellschaftlicher Aktivismus einen neuen Stellenwert in der Gesellschaft. Arbeit wird weit weniger nach der Höhe des Einkommens, sondern nach deren Nützlichkeit für die Gesellschaft bewertet werden.

    Anstatt einfach irgendwas zu produzieren, es mit viel Werbeaufwand zu verkaufen und möglichst bald wieder wegzuwerfen, nur um Arbeitsplätze zu schaffen, wird auch Arbeit, die zu tun ist, aber sich in der kapitalistischen Profitlogik nicht rechnet, erledigt werden können. Niemand wird sich mehr darauf hinausreden können, eine zerstörerische Arbeit aus Existenzgründen tun zu müssen und diese sogar als sinnvoll zu rechtfertigen.

    Sogar sich in Phasen des Müßiggangs zu regenerieren, im schöpferischen Nichtstun neue Ideen zu entwickeln, oder alte Probleme zu lösen, könnte als wert- und sinnvolle Tätigkeit begriffen werden. Damit wird sich unser Arbeitsbegriff so grundlegend verändern, wie zuletzt zu Beginn der Industrialisierung Anfang des
    19. Jahrhunderts.

    Und wie soll das gehen?

    „Niemand hört auf zu arbeiten, bloß weil sie*
     fair behandelt wird“ Thomas Straubhaar

    Mit dem ökosolidarischen BGE-Modell von „Kärnten andas“ beantworten wir nicht nur die beiden Gretchenfragen „Wer geht dann noch arbeiten?“ und „Wie soll das BGE finanziert werden?“, sondern auch zeigen, wie ein BGE-Modell den ökologischen Umbau unserer Ökonomie vorantreiben kann.

    Was nicht geht!

    „Ich bin nicht bedingungslos für ein bedingungsloses
    Grundeinkommen“ Barbara Prainsack

    Ganz klar lehnen wir neoliberale Modelle eines Bürgergeldes ab, welche den Sozialstaat abschaffen wollen, eine zu geringe Höhe aufweisen, sich ausschließlich durch indirekte Massensteuern finanzieren oder mit Bedingungen, wie der Ausübung eines Arbeitsdienstes, verbunden sind.


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    Mail: kaernten@andas.jetzt
    Phone: +43 677 6245 7306